Dieses Thema liegt mir wirklich sehr am Herzen. Viel zu oft erlebe ich in meinen Terminen mit frischgebackenen Welpenbesitzern viel Unwissenheit oder völlig fehlinformierte Menschen in diesem Bereich. Teils falsch informiert durch das Internet, durch das Umfeld oder auch durch so manch Hundetrainer/ Hundeschule. Welche fatalen Folgen diese Fehlinformationen haben können und wie du es richtig machen kannst, liest du im folgenden Text.

Was bedeutet die 5 Minuten Regel?

Bei der 5 Minuten Regel geht es um die altersangepasste Aus-/Belastung deines Welpen. Die Regel besagt: Aus-/Belastung deines Welpen 5 Minuten pro Lebensmonat. Dies bedeutet nicht, dass dein Welpe nunmehr nur 5 Minuten pro Lebensmonat am Tag mit dir aktiv sein darf. Hierbei geht es um die Beanspruchung deines jungen Hundes am Stück.

Bsp: Ist dein kleiner Welpe 3 Monate alt, so kannst du mit ihm 15min am Stück aktiv sein. Das können kleine Spieleinheiten mit dir sein, Vermittlung erster Signale oder auch kurze Spaziergänge. Dies kannst du gern 3-4 Mal am Tag tun. Ist dein Welpe 7 Monate alt, kannst du mit ihm 35min am Stück aktiv sein.

Warum ist die Einhaltung dieser Regel so wichtig?

Geist

Wir vergessen viel zu schnell, wen wir mit unserem kleinen Welpen vor uns haben. Unser junger Hund ist ein kleines, in der Welt (vor allem in unserer Menschenwelt) noch komplett unerfahrenes Baby, für welches alles, wirklich alles neu ist. Und weil alles für unseren jungen Hund so neu ist, bedarf es kurzer Weltentdeckereinheiten, um nicht vor lauter Reizüberflutung irgendwann durchzuknallen. Hierbei geht es darum, den Hund mental nicht zu überfordern. Dafür benötigt der Mensch das Bewusstsein, dass der Welpe bei uns zahlreiche Dinge zum ersten Mal in seinem Leben erlebt. Für uns scheinen viele, alltägliche Situationen und Dinge ganz banal und unspektakulär. Nicht so für unseren Hund. Jedes wehende Blatt, jeder neue Mensch, jeder fremde Artgenosse, jedes neue Geräusch oder neue Untergründe und jeder neue Geruch- wirklich alles ist neu und entdeckungswürdig. Aber nicht nur die Umwelteindrücke wollen erkundet werden. Auch das Leben mit uns Menschen und die damit verbundenen Konflikte, das Kennenlernen der Menschen Struktur, der menschlichen Mimik und Gestik- all das kommt zu dem täglichen Erlebnisprogramm hinzu.

Und nun wird eigentlich schon deutlich, wenn man sich die Wahrnehmung des Welpen in den ersten 12 Lebensmonaten in der Gesamtheit betrachtet, dass man im Grunde gar kein zusätzliches Beschäftigungs- oder Auslastungsprogramm benötigt. Bei Hunden, denen diese gut dosierte Zeit des Aufwachsens nicht zu teil wurde, kann man schon frühzeitig Verhaltensauffälligkeiten feststellen. Diese Hunde haben nie gelernt, alltägliche Reize in Ruhe zu erleben und sind entsprechend überdreht, gestresst, gereizt und wirken schon fast hyperaktiv.

Körper

Nun kommen wir zum nächsten Punkt, warum es unbedingt ratsam ist, sich an die 5 Minuten Regel zu halten. Nicht nur der Geist will Zeit bekommen um zu wachsen, sondern auch der Körper. Das Skelett deines Welpen, inkl. Sehnen und Bänder, wächst bis zum 12. Lebensmonat. Die Muskulatur vollendet ihre Entwicklung zwischen dem 18. und dem 24. Lebensmonat. Wenn du nun in dieser wichtigen Phase des Wachstums deinen Welpen zu lange, zu intensiv körperlich forderst, kann es zu Fehlentwicklungen der Gelenke oder Knochen kommen. Aus eigener, schmerzlicher Erfahrung kann ich bestätigen, dass dies keine schöne Sache ist und für Mensch und Hund wirklich belastend sein kann. Natürlich spielt dabei auch die Ernährung und die Genetik eine Rolle. Aber nichtsdestotrotz hat die Überbelastung in der Welpen- und Junghundphase einen großen Anteil.

Warum ist Ruhe so wichtig?

Nun, diese Frage ist eigentlich kurz und knapp zu beantworten. Jedes Lebewesen braucht Ruhe- und Erholungsphasen. So auch der Hund und noch mehr der Welpe. Dein kleiner Freund hat einen Ruhebedarf von 18-22h am Tag. Diese Zeit benötigt er, um Erlebtes zu verarbeiten. Diese Zeit müssen wir ihm unbedingt einräumen. Hierbei gibt es Hund A Typ und B Typ. Der A Typ ist die Kategorie Hund, der wunderbar selbst zur Ruhe findet und sich diese auch einfordert. Das sind die kleinen Welpen, die mitten auf der Hundewiese sich plötzlich auf dem Schuh von Frauchen einrollern und einfach schlafen. Typ B ist genau der Gegensatz dazu. Das sind die Hunde, die nach 3h immer noch Gas geben und wahrscheinlich, bis sie umfallen. Diese Hunde gehen komplett über ihre Grenzen. Da sollte der verantwortungsvolle Mensch ins Spiel kommen, der seinen Welpen dabei unterstützt, zu der Ruhe zu kommen, die er dringend benötigt.

Wie machst du es richtig?

Ich empfehle dir, dich die ersten Monate auf das Wesentliche zu konzentrieren. Verzichte unbedingt darauf, deinen Hund körperlich sowie geistig zu überfordern.

Körper bis zum 12. Lebensmonat

  • Kein Fahrradfahren
  • Keine Wanderungen oder stundenlange Spaziergänge, bei denen der Hund durchweg läuft und keine ausgedehnten Pausen bekommt
  • Kein exzessives Ballspielen o.ä.
  • Verzicht auf überfordernde Auslastungsprogramme
  • Besuch von nicht gut gestalteten Welpenspielstunden vermeiden

Hier kannst du einige Gedanken zu Welpenspielstunden und den damit verbundenen Lernerfahrungen nachlesen:

https://www.nicole-hertel.de/welpenzeit-schoene-zeit/

…was kannst du stattdessen tun?

  • Kleine, kurze Spaziergänge der 5 Minuten Regel folgend
  • Kurze Spieleinheiten, optimal sind soziale Spiele mit dir und weniger Spielzeug
  • Spiel mit Spielzeug in deiner Nähe, statt immer weg von dir

Geist bis zum 12. Lebensmonat

  • Es ist nicht wichtig, wie viele Tricks dein Hund lernt
  • Keine täglichen, stundenlangen Bespaßungsprogramme

… was kannst du stattdessen tun?

  • Dein Fokus sollte darauf liegen, deinem Welpen täglich ein Stück mehr seiner neuen Welt zu zeigen und dass in aller Ruhe
  • Lass dir bei allen Lernerfahrungen Zeit
  • Umweltsicherheit
  • Immer gleiche, sinnvolle Hundekontakte mit souveränen Hunden
  • Vermittlung deiner Struktur und Erziehung mit viel Klarheit, Ruhe und Liebe
  • Viel Ruhe, um dem Welpe die Möglichkeit zur Verarbeitung von erlebten Erfahrungen zu geben

Wir freuen uns auf dich und deinen Hund.

ACTIVE DOG CONCEPT DRESDEN Hundetraining
… für eine gute Sicht auf das Naturell deines Hundes.

Viele Grüße Nicole Hertel & Robert Heintz

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